Casinogebäude: trotz Sanierung für Millionen ist Nutzung offen

Teils engagiert teils mit Längen hatten sich zwei Dutzend Mitglieder des Planungsausschusses und Verwaltungsleute am 13.9.18 durch die Tagesordnung gearbeitet. Nach fast 2,5 Stunden Sitzung schien das Ende greifbar nahe. Der letzte Tagesordnungspunkt 9 “Mitteilungen und Anfragen” war von der Oberbürgermeisterin aufgerufen. Die Mitteilungen der Verwaltung waren schon durch. Da bat das Stadtratsmitglied Manfred Rapp (CDU) ums Wort. Seine Fragen liessen Dr. Kaster-Meurer erst laut auflachen und dann resignierend feststellen: “Jetzt bleiben wir bis 9 Uhr hier”. Ob Sie damit 21 Uhr meinte? Oder doch neun Uhr Freitagmorgens?

Rapps Fragen und vor allem die Antworten der Verwaltung hätten eine Nachtsitzung durchaus gerechtfertigt. Denn das, was da an Neuigkeiten zum Stand der Sanierung des Casinogebäudes mitgeteilt wurde, stellte andere Hiobsbotschaften der vergangenen Monate leicht in den Schatten. Rapp, der als Golfer zwar von einem Ass träumt, es aber gewohnt ist, sich mit mehreren Schlägen dem Einlochen anzunähern, leitete seine erste Frage vorsichtig mit einem langen Abschlag und dem Hinweis darauf ein, dass wohl ein Baustillstand eingetreten sei, weil sich seit Wochen kaum etwas erkennbares tue. Um dann mit einem Punch konkret zu werden: “Wann geht es mit dem Schieferdach weiter?” Da hatte sich die Verwaltungschefin innerlich schon damit abgefunden, dass die Sanierungs-Bombe platzt und ließ ihre Mitarbeiter nüchtern und sachlich den Baufortschritt referieren.

“zu heiss zum Putzen”

Sehr wohl werde am Dach gearbeitet. Die Ertüchtigungsarbeiten für dessen Tragwerk seinen abgeschlossen und es werde im “nicht einsehbaren Bereich” gedeckt. Und zwar noch etwa “10 bis 12 Wochen”. An der Fassade habe sich monatelang nichts getan, “weil es die ganze Zeit zu heiss war, um zu putzen”. Wohlgemerkt nicht den Arbeitern, sondern dem Material. Beide Gewerke sollen im November oder Dezember abgeschlossen sein. In den Reihen der CDU wurde da schon unruhig geflüstert, warum Arbeiten am Dach nicht im trockenen Sommer, sondern im windigen und feuchten Herbst und Winter durchgeführt werden.

Brandschutz definiert Nutzung

Rapp hatte sich während dieser Antworten und dem Geplänkel von Kommentaren und Zwischenrufen still zurückgehalten, sich ganz auf seinen finalen Schlag konzentriert und sich dafür einen Ping-Sigma-Putter gegriffen: “liegt denn das Brandschutzgutachten vor?” fragte er knapp und präzise. Schon an den Gesichtern der Verwaltungsleute war erkennbar, dass Rapp eingelocht hatte. Die Antwort der Bauverwaltung löste Reaktionen zwischen Kopfschütteln und blankem Unverständnis aus. Das Gutachten liegt vor. Mit einem “sehr ungünstigen” Ergebnis. Denn je nach dem, welche extrem teuren Brandschutzarbeiten sich die Stadt leisten kann und möchte, fällt die Nutzung nach der Sanierung aus. Konkret ist möglich, dass das mit Millionenaufwand sanierte Gebäude als Stadtratssitzungssaal und Tagungsraum gar nicht mehr genutzt werden kann. Eines der Hauptprobleme: die Holzwand mit Intarsienarbeiten.

“2019 was möglich ist”

Fast schon verzweifelt warf Rapp die rhetorische Frage auf, ob ein vernünftiger Bauherr solche höchst relevanten Punkte nicht erst klärt, bevor er mit den Arbeiten beginnt. Und dann dachte er laut darüber nach, die 800.000-Euro-Putzarbeiten gar nicht erst anzufangen, sondern zunächst die Brandschutzfragen zu klären und ein Gesamtkonzept zu erstellen. Aber da fuhren ihm die Oberbürgermeisterin und deren Ehemann verbal dazwischen und erklärten die Herstellung der Fassade für alternativlos. “Wir werden in den Etat für 2019 nehmen was möglich ist” erklärte Dr. Kaster-Meurer schliesslich, was bedeutet, dass selbst in einem Jahr noch längst nicht alles, was nötig ist, getan sein wird. Und konnte wegen des erkennbaren Schocks, den schon die nur oberflächliche Beschreibung des Brandschutzgutachtens ausgelöst hatte, die Sitzung dann doch vor 21 Uhr schliessen.