Ab Oktober in der Kantine?

Jahrzehntelang tagten, von wenigen anlassbezogenen Ausnahmen abgesehen, Stadtrat und Ausschüsse nur an einem Ort: im Casinogebäude. Auch das war ein Problem, weil mobilitätsbehinderte Personen erst gar keinen und später nur einen sehr aufwändig zu bewältigenden Zugang hatten. Doch seit dem das Verwaltungsgebäude saniert wird (Ende auch nach zwei Jahren ebensowenig abzusehen, wie die Gesamtkosten) haben sich die Verhältnisse weiter verschlechtert. Der Stadtrat tagt mal in der Kreisverwaltung, mal im Kurhaus. Und die Ausschüsse an mehreren Orten, hauptsächlich im Else-Liebler-Haus.

Rollator im Rettungsweg

Wer dort dabei sein möchte, muss kerngesund und gut zu Fuss sein. Fahrräder sind auf dem Gehweg längs der Grundstücksmauer zu platzieren. Abstellplätze für Rollatoren und Gehhilfen sind nicht vorhanden (diese müssten in den Flucht- und Rettungswegen stehen). Deren NutzerInnen kämen aber schon die Treppe kaum hoch und runter. Und Personen, die auf Fahrstühle angewiesen sind, haben keine Chance auf Teilhabe. Aber nicht nur das. Die räumlichen Verhältnisse sind beengt. Für die Presse (immerhin 2 Lokalzeitungen, drei Wochenblätter, vier Internetseiten und zwei Radiosender) stehen ganze vier Plätze zur Verfügung.

Stickige Luft

Und dann bis zu acht Sitzplätze für ZuhörerInnen. In einer Stadt mit über 50.000 EinwohnerInnen, die alle das Recht haben dabei zu sein. Nicht mal ein Sozialkunde-Leistungskurs könnte eine Sitzung verfolgen. Und das hat schlimme Konsequenzen. Sobald Themen auf der Tagesordnung stehen, die eine grössere Zahl von Betroffenen anlocken, müssen Gäste und Verwaltungsleute auf Tischen und Heizkörpern sitzen – oder stehen. Das alles in extremer räumlicher Enge. Im Sommer zusätzlich erschwert durch Raumtemperaturen von über 30 Grad und die Ausdünstungen von drei Dutzend Menschen auf unter 100 Quadratmetern – stickige Luft, einfach unerträglich. Diese Seite berichtete mehrfach.

IB bietet “Asyl” an

Während die Oberbürgermeisterin in der Stadtratssitzung am 30.8.18 noch nebulös eine Veränderung andeutete, wurde sie am Ende der Jugendhilfeausschusssitzung am 12.9.18 im Ovalen Saal des Kurhausse konkreter. Nach dem Hinweis von Steffi Otto (Grüne) auf die dort problematischen Lichtverhältnisse antwortete Dr. Kaster-Meurer, man könne wohl mit allen Gremien “ab Oktober” in der Kantine des Telekomgebäudes (Brückes 2-8) tagen. Diesen Sitzungsraum hatte sie schon im Frühjahr ins Gespräch gebracht, aber die damals formulierte Hoffnung, eine Klärung in der Sommerpause bewirken zu können, erfüllte sich nicht. Für den Jugendhilfeausschuss wird es in jedem Fall einen neuen Tagungsort geben. Denn der Internationale Bund (IB) hat dem Gremium “Asyl” in seinen Räumlichkeiten angeboten. Und die Verwaltung hat dieses Angebot gern angenommen.