Romantik im Stadtrat

Umkleideräume der Feuerwehr in Planig, die den Arbeitsschutzbestimmungen nicht entsprechen – ein Prüfbericht des Landesrechnungshofes zur Gewobau, der nicht vorgelegt wird – eine Fähre, die angeblich ohne genaue Schadenfeststellung aus dem Verkehr gezogen wurde und für kleines Geld instandsetzungsfähig sein soll – Parkplätze am Bahnhof BME, deren Nutzung unklar ist – Ersatzpflanzungen für Bäume, die für den Investor teurer werden sollen – eine Prise Romantik und einige Themen mehr: der letzte Tagesordnungpunkt der Stadtsitzung “Anfragen” entwickelte sich am 24.5.18 zu einer munteren Ausspracherunde quer durch die Bad Kreuznacher Kommunalpolitik.

Eröffnet hatte den bunten Themen-Reigen die Bad Münsterer Ortsvorsteherin mit dem Hinweis auf die noch ausstehende Ersatzbeschaffung einer Fähre. Trotzdem ihre Bemühungen bei der Verwaltungsspitze nicht immer auf Gegenliebe stossen hakt Dr. Bettina Mackeprang auch in Stadtratssitzungen bei ihren Ortsbezirk betreffenden Themen unverdrossen immer wieder nach. Das Thema Fähre mochte ihr der Ortsbeiratskollege Erich Menger nicht allein überlassen. Während Mackeprang eine inhaltlich interessante und auch formal korrekte Anfrage stellte gab er einen Erlebnisbericht seines Schaffens und stellte in Aussicht, dass die auf Kiel liegende Fähre für kleines Geld repariert werden könne. Nicht von einer Werft, sondern vom Bauhof der Stadt. Und weil der für den Bauhof zuständige Bürgermeister vor wenigen Wochen in Mengers SPD eingetreten war erteilte Menger diesem auf dem kurzen Dienstweg per Telefonanruf gleich einen entsprechenden Prüfauftrag.

Wolfgang Heinrich sagte dann auch im Stadtrat zu die von Menger initiierte Untersuchung durchführen zu lassen. Ob das was bringt bezweifelte Stadtratsmitglied Manfred Rapp, der daran erinnerte, dass die Ausserdienststellung der Fähre sicher nicht ohne fachmännisches Urteil erfolgte. Und nachdem Heinrich dann auch noch feststellte, dass er perspektivisch von Brücken- an Stelle von Fährverkehr ins Huttental träumt und Dr. Silke Dierks daraufhin an die Romantik des Bootfahrens erinnerte, war es wieder einmal gelungen das Thema Fähre Huttental ausführlich zu besprechen – ohne Tagesordnungspunkt.

Aus diesem Grund erlitt die Frage des Ratsmitgliedes Wilhelm Zimmerlin nach dem Prüfbericht des Landesrechnungshofes zur Gewobau das Schicksal, das mit der Stillegung der Fähre für diese vermieden wurde: sie ging fast unter. Zimmerlin konnte der Oberbürgermeisterin aber dann doch noch die Zusage entlocken “zeitnah” eine Antwort zu erhalten. Auch für seinen “Vereinskollegen”, wie sich Dr. Kaster-Meurer ausdrückte. Andrea Manz von den Grünen regte an bei Wochenendveranstaltungen in der Pauluskirche zur Vermeidung des Zuparkens der Grünflächen um das Gotteshaus die Parkplätze des Evangelischen Verwaltungsamtes und die Tiefgarage der Sparkasse zu öffnen. Die Oberbürgermeisterin sagte eine Klärung zu. Da sie noch nicht so lange in Bad Kreuznach lebt konnte sie nicht wissen, dass dieses Thema schon in den neunziger Jahren den Stadtrat beschäftigte – und von der Verwaltung schlicht vergessen wurde.