Aufgespiesst: die Kunst des Abrisses

Rechtzeitig zu den Städtepartnerschaftsfeierlichkeiten ist eine renommierte internationale Künstlergruppe an der Nahe eingetroffen. In Bad Münster am Stein werden keine Kosten und Mühen gescheut den Gästen aus Pouilly-sur-Loire etwas Spektakuläres zu bieten. Aber auch die ortsansässige Bevölkerung und natürlich die Touristenschar ist herzlich eingeladen live dabei zu sein, wenn das “Booimans Theater” aus der Landeshauptstadt seine Aufführung auf der Provinzbühne gibt: “the art of demolition” heisst das Programm. Eintritt frei. Aufführungort direkt am Münsterer Kurpark in der Rheingrafenstrasse.

 

 

Wer allerdings auf Klangperformance der polnischen Rockgruppe JD Overdrive (früher Jack Daniels Overdrive) hofft und deren Intonation ihres Hits “die Kunst des Abrisses” wird enttäuscht. Aus unserem östlichen Nachbarstaat stammt zwar der ein oder andere Werktätige, der da auf der Bühne des Lebens sein Bestes gibt. Auch laut und kraftvoll, das stimmt. Aber deren Kreativität lebt sich weniger in Riffs und Harmonien aus, ist doch eher destruktiv als musisch. Die Crew zeigte sich am vergangenen Wochenende in einer sehr entspannten und motivierten Verfassung. Zusätzlich lässt die gute Ausstattung der Bühne eine gelungene Aufführung erwarten. Die frisch salinierte Luft wird den positiven Gesamteindruck abrunden. Zugaben sind daher nicht ausgeschlossen. Einige Beobachter der kommunalen Aktivitäten in Bad Kreuznach wünschten sich schon kurz nach Bekanntwerden der Show im Stadtteil einen Gastauftritt der Demolition-Kunst-Schaffenden auch im Bad Kreuznacher Brückes.

 

Würde das Mainzer Ensemble dort am Casinogebäude zeigen was es kann – die Stadtkasse würde viele Millionen Euro (ursprünglich geplanter Aufwand: 1,5 Mio Euro; Finanzbedarf Stand 12.4.18: 5,9 Mio Euro; schon jetzt erwartet: “es werden noch ein paar Millionen dazukommen”*) Sanierungskosten sparen. Aber dazu wird es nicht kommen. Rund um das Stadthaus ist die fünfte Jahreszeit längst Programm. Und für die Mehrzahl der Verantwortlichen ist Kunst nur dann Kunst, wenn sie kostet – Steuermittel einsparen helfen darf sie nicht. Sonst wäre es ja keine Kunst, sondern zukunftsorientierte Politik. Natürlich gibt es einzelne, die sich ehrlich bemühen. Aber mehrheitlich wird solche Politik hier schon lange nicht mehr gemacht.

* laut Kommantar des Robert Neuber in der Allgemeinen Zeitung AZ vom 14.4.18, der auch schon direkt das nächste Steuergeld-Millionen-Grab ankündigt: das Bad Münsterer Kurmittelhaus.